DeepTalk
Durch die Polarität in die Einheit kommen - Teil 1:
YIN und YANG
April 2023
Mit diesem DeepTalk starte ich eine dreiteilige Beitrags-Reihe über wohl eine der interessantesten Themengebiete der Achtsamkeit: Es geht darum, wie wir durch die Polarität in die Einheit kommen. Wir alle leben in einer Welt der Polaritäten. Eine der bekanntesten Polaritäten ist neben „Hell/Dunkel“, „Gut/Böse“ und „Kalt/Warm“ vor allem „Männlich/Weiblich“. Die Physik-Affinen unter uns wissen: Je weiter sich zwei Pole voneinander entfernen, desto größer ist die Differenz und damit die Anziehung der beiden aufeinander. Denn alles im Leben strebt nach Ausgleich. Ich möchte in dieser DeepTalk-Reihe gerne den Fokus auf die männlichen und weiblichen Energieformen richten. Es lässt sich sehr vieles aus unserem alltäglichen Leben im übertragenen Sinne damit verbinden und anschaulich erklären. Worüber sich viele diesbezüglich noch nicht bewusst sind: Wir Menschen, egal ob Mann oder Frau, haben beide Energieformen in uns.
Nehmen wir das YIN und YANG Symbol (chin. „Taijitu“, siehe Abbildung weiter unten), können wir dessen symbolische Deutung auch auf uns Menschen übertragen: So wie es einen hellen und einen dunklen Bereich gibt, gibt es unter uns Menschen Männer und Frauen. Doch sie sind nicht getrennt voneinander. Das Symbol weist auf eine Einheit hin, denn jede der einzelnen Seiten beinhaltet einen Teil der gegenüberliegenden, „anderen“ Seite. Außerdem sind sie in der Mitte nicht durch eine klare, scharfe Linie getrennt, sondern fließen durch die S-Form scheinbar flüssig und ausgewogen ineinander. Gemeinsam strahlen sie HARMONIE aus. Sie bilden eine EINheit. Spannend oder? Das meine ich mit TIEFgang…
Wenn es nun gepackt hat, dem wünsche ganz viele tiefgreifende Erkenntnisse beim Lesen dieses DeepTalk-Beitrags. Auf dass ihr seinen wahren WERT mit dem Herzen erkennen möget und ihr eure Welt an der Oberfläche mit den Erkenntnissen aus der Tiefe eures Herzens transformieren könnt. <3
>> Zu Beginn möchte ich euch anhand von einer Übersicht einmal aufzeigen, woran wir aus ganzheitlicher Sicht männliche und weibliche Energieformen ganz grundlegend unterscheiden können. Ihr werdet sicherlich schnell feststellen, dass ihr beides in euch trägt.
Selbstreflexion:
Lebe ich einen Aspekt mehr als den anderen?
Bei den meisten Menschen hier im Westen ist es der Fall, dass sie mehr dazu neigen, ihre männliche Seite verstärkt zu leben. Auch viele Frauen haben mittlerweile gelernt, sich durchzusetzen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, emotional und finanziell unabhängig zu werden und auf ein gleich hohes Bildungsniveau wie die Männer zu kommen (nach außen gerichtete Energie, verstandesorientiert). Das ist großartig, gar keine Frage. Doch wir alle – Männer wie Frauen – sollten hinterfragen, ob es sein kann, dass wir den femininen Teil unseres Wesenskerns vernachlässigen oder gar unterdrücken und ihn von uns abtrennen wollen.
Wenn wir auf die Weltgeschichte zurückblicken und rein objektiv Recherche betreiben, so lässt sich erkennen, dass vor allem in den letzten Tausenden von Jahren das Männliche überhandgenommen hat (man spricht hier auch vom sogenannten "Patriarchat"). Nach einer – vor allem hier in der westlichen Welt – sehr prägenden Zeit einer Religion, in welcher das Weibliche (und ich meine damit nicht nur Frauen, sondern generell Eigenschaften der weiblichen Energieform wie etwa Lust, Sinnlichkeit, Genuss, Gefühle, Kreativität usw.) bei Männern wie auch Frauen sehr stark unterdrückt oder gar bestraft wurden (z.B. durch „Stockschläge“ oder „Hexenverbrennungen“), richtete sich im Zeitalter der Industrialisierung der Fokus mehr auf die Wissenschaft. Das waren die neuen „heiligen Schriften“, denen die Menschheit nun vermehrt ihren Glauben schenkte. Da hier jedoch auch der größte Teil der Aufmerksamkeit auf den logischen Verstand (männliche Energieform) gerichtet ist, wurde auch hier das Weibliche (Gefühle) wieder ausgeklammert bzw. erhielt weniger "WERT". Über die Jahrtausende wurde dem Weiblichen somit zunehmend eine negative Assoziation auferlegt. Doch die Wahrheit ist: Es ist einfach, wie es ist. Genauso wie das, was passiert ist: Es ist Teil unserer Geschichte. Das ist Evolution und sie steckt in unseren Genen (genetisch wie auch energetisch).
Die große Frage – und worauf es wirklich ankommt – ist, ob wir bereit sind, hinter die Kulissen zu blicken und für Einheit in uns sorgen WOLLEN. Es ist immer einfacher, sich nur für eine Seite, also ein Leben in der Polarität zu entscheiden. Doch solange wir dieser Polarität anhaften und uns ständig für oder gegen „eine Seite“ entscheiden wollen, erhalten wir nach wie vor das Prinzip der Trennung, und somit das Gegenteil von EINheit, aufrecht.
Warum neigen wir Menschen dennoch dazu, in der Polarität stecken zu bleiben? Weil wir, anstatt die unterschiedlichen Bandbreiten der Polaritäten einfach nur wertungsfrei wahrzunehmen, zwanghaft versuchen, alles zu bewerten und zu kategorisieren – denn so tickt der Verstand. Er bewertet und kategorisiert aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen bzw. dessen, was er „gelehrt“ bekommen hat (von Eltern, Lehrern, Medien, usw.). Nicht selten wird hier auch eine grundlegende EinTEILUNG in „gut“ oder „böse“ vorgenommen. Manche mögen Kälte lieber und finden sie „gut“, die anderen sind eher der Sommermensch und „hassen“ Kälte. Das ist Bewertung. Das ist subjektiv und führt uns Menschen nicht selten in die Trennung, also weg voneinander.
Leider ist das auch mit den männlichen und weiblichen Energieformen passiert. Das „Männliche“ wird unbewusst von den Meisten als „stark“ und somit „gut“ bewertet, das „Weibliche“ als „schwach“ und somit „schlecht“. Eine fatale Bewertung mit drastischen Auswirkungen auf unsere heutige Welt, wie beispielsweise tausende von Menschen, die sich „nicht mehr spüren“ können, unendlich viele Beziehungen, in welchen die Beteiligten nur noch "nebeneinander her leben" usw. .
Doch seit den weltlichen Krisen der letzten Jahre, nehme ich diesbezüglich eine Veränderung wahr: Viele Menschen sind so dermaßen an ihre Grenzen gestoßen, dass sie einen anderen Weg einschlagen „mussten“. Es sind Dinge vorgefallen, die mit dem logischen Verstand nicht mehr zu begreifen waren. Es wurden Gefühle zum Hochkochen gebracht, die sich nicht mehr deckeln ließen. So auch ich bei mir: Durch eine persönliche Krise in Form einer Trennung bin ich auf einen (Schicksals-)Schlag aufgewacht. Hart und intensiv, aber rückblickend „besser spät, als nie“. Immerhin war diese Krise auch die Geburtsstunde meines Herzensweges und das Erwachen meiner Seele.
Aber wie konnte es auf der weltlichen Ebene so weit kommen? Betrachten wir wieder das YIN und YANG Symbol, sehen wir „hell“ und „dunkel“ ausgeglichen. Was jedoch durch die „Vermännlichung“ der Gesellschaft passiert ist, wäre im Bild so zu beschreiben: Die „helle Seite“, YANG (=Männlich) würde sich über seinen Bereich hinaus ausdehnen und die „dunkle Seite“, also YIN verdrängen. Aus energetischer Sicht führt ein solches Verhalten zu einem Ungleichgewicht, einer Dysbalance oder Disharmonie, wie man sagen würde. Doch alles im Leben strebt nach Ausgleich, nach Balance, nach Harmonie. YANG wird sich dieser Disharmonie bewusst werden, denn er trägt einen kleinen YIN-Anteil in sich (der schwarze Punkt).
Hier gilt nach Hermes Trismegistos:
Wie innen, so außen - wie außen, so innen.
Das, was YANG im außen der YIN „antut“ (Unterdrückung, Verdrängung), tut er letzten Endes auch sich selbst, also dem YIN-Anteil in sich, an. Er wird sich im außen verlieren, denn er braucht die (weibliche) Fähigkeit, nach innen zurückzukehren, sich zu spüren und zu erden.
Befinde ich mich im YANG-Überschuss?
Selbstreflexion:
- Wo in meinem Leben kontrolliere ich zu viel?
- Wo nehme ich evtl. zu viel Raum ein?
- Ist mein Redeanteil in Gesprächen stark überwiegend?
- Treffe ich immer alle Entscheidungen?
- Ist mein Konfliktverhalten eher "angriffslustig"?
- Denke ich mehr als das ich mich fühle?
Aber auch die YIN-Seite darf sich folgende Fragen zur Selbstreflexion stellen:
- Wo fehlt mir die (männliche) Fähigkeit, mich auszudehnen?
- Wo darf ich mich durchzusetzen und mich auszuweiten („Ellenbogen raus“)?
- Wo lasse ich mich von der Dunkelheit in mir verschlingen?
- Wo verliere ich mich in der „Gefühlsduselei“? Wo braucht es mal einen klaren, logischen Verstand?
- Wo nehme ich zu viele Energien auf? (Jammerei und negative Gefühle von anderen)
- Habe ich in Gesprächen eher die Rolle des "Zuhörers"?
- Ist mein Konfliktverhalten eher defensiv und ich verschließe mich bzw. versuche auszuweichen?
Wie ihr seht, wir dürfen uns alle selbst reflektieren. Bestimmt gibt es Lebensbereiche, da leben wir schon sehr ausgeglichen, was unsere weibliche und männliche Energie betrifft. Doch mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es noch einige Bereiche unseres Lebens, in welchen wir noch für Ausgleich IN UNS sorgen dürfen. Mögliche Lebensbereiche, wo ihr euch mal hinterfragen könnt, wie es mit eurer gelebten Energie aussieht:
- Beruf
- Beziehung / Partnerschaft
- Kinder
- Freundschaften
- Umgang mit dem eigenen Körper
- Eigenes Konfliktverhalten
Ich möchte euch alle dazu einladen, dieses Thema mit YIN und YANG, bzw. Weiblich und Männlich, mal genauer unter die Lupe zu nehmen:
Wo sucht das Männliche in mir HEILUNG? Wo das Weibliche?
Könnt ihr die beiden Frieden in euch schließen lassen, auf dass sie sich wieder vertragen und in die Einheit kommen können und wollen?<<
Im 2. Teil dieser DeepTalk-Reihe werden wir uns einmal genauer anschauen, woran wir einen nicht geheilten männlichen und/oder weiblichen Anteil in uns erkennen können und vor allem: Wie wir ihre Wunden versorgen und sie wieder aufbauen und stärken können. Es bleibt also weiterhin spannend und ich freue mich schon, aufs nächste Mal!
Eine schöne Zeit bis dahin, wünscht euch in LIEBE eure