DeepTalk

Bewusste Kommunikation

Nicht nur Worte haben Wirkung

Juli 2023 

 Nachdem wir uns in den letzten Monaten mit YIN & YANG beschäftigt haben, können wir die Welt der männlichen und weiblichen Energien auch auf die Kommunikation übertragen. Denn im Grunde geht es hier um Senden (YANG, männlich) und Empfangen (YIN, weiblich) – und das nicht nur auf verbaler Ebene. Es ist nützlich, Kommunikation nicht ausschließlich auf Worte zu beschränken. Viel mehr ist ein ganzheitlicher Ansatz empfehlenswert, um das wahre Potential zu schöpfen, welches (nicht nur) zwischenmenschliche Begegnungen mit sich bringen. Das heißt konkret: Neben den (bewusst oder unbewusst) gewählten Worten senden wir noch viele weitere Informationen, welche bei den meisten Menschen wesentlich vom Unterbewusstsein (Gefühle/Bedürfnisse, Prägungen/Konditionierungen/Glaubenssätze) beeinflusst werden. Das, was wir aussenden, kann sowohl verbal sein (Tonlage, Sprechgeschwindigkeit, etc.), ein Großteil jedoch besteht aus nonverbalen Anteilen (z.B. Körpersprache, Ausstrahlung/Präsenz, Blickkontakt, Gestik, Mimik, etc.). Was denkst du, hat mehr Wirkung auf den Empfänger? Die Worte an sich oder WIE die Worte übermittelt werden?

Mit diesem spannenden Thema möchte ich dich in diesem DeepTalk einladen, mit mir in die faszinierende und zutiefst bewegende Welt der bewussten Kommunikation einzutauchen. Ich wünsche dir viel Spaß und tiefSINNige Erkenntnisse beim Lesen! <3 

>> Ende 2020 nahm ich an einer überfachlichen Schulung bei meinem Arbeitgeber teil, die mein Leben zunächst völlig auf den Kopf stellte, anschließend aber nur positiv bereichert hat – bis zum heutigen Tag! Im Rahmen dieser 4-tägigen Qualifizierungsmaßnahme wurde mir das Konzept der sogenannten „Gewaltfreien Kommunikation (GfK)“ nach M. B. Rosenberg vermittelt. Aus einem Seminar, welches meinen damaligen „Karriereplänen“ zur Fütterung meines damals unersättlichen Egos hätte dienen sollen, wurde einer der bedeutsamsten und prägendsten Meilensteine in der Geschichte meines eigenen Lebens: Es war der Durchbruch meines Herzens zurück IN mein Leben, mit all seinen Wünschen und Bedürfnissen. Durch die GfK wurde endlich die Leitung zwischen meinem Herz und meinem Verstand neu zum Leben erweckt. Lange war diese Leitung* einfach unbenutzt - tot. Warum? Individuelle und gesellschaftliche Prägungen, nicht verarbeitete Kindheitserinnerungen / Traumata, Verstandeslastigkeit, Alltagsstress und Ablenkung, Hinterherjagen von Idealvorstellungen, Leistungszwang („immer etwas tun müssen“) und und und…

Es zeigt sich schon hier, dass eine der Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Kommunikation erst einmal die konstruktive und bewusste Kommunikation mit sich selbst (inneren Anteilen) ist. Wie hätte ich denn kooperativ mit Konflikten im außen umgehen sollen, wenn ich damals nicht einmal in der Lage war, meine inneren Konflikte erstens überhaupt zu erkennen und zweitens achtsam und bewusst mit ihnen umzugehen? Forget it…

Hinsichtlich Konflikte kann es im ersten Schritt sehr hilfreich sein, wenn du dich zunächst einmal damit auseinanderzusetzt, welche Art und Weise du im Umgang mit Konflikten an den Tag legst. Das ist abhängig davon, wie du in deiner Vergangenheit und vor allem in deiner Kindheit geprägt worden bist, wie mit dir kommuniziert wurde und wie in deinem Elternhaus (und deren Elternhäuser etc.) mit Konflikten umgegangen wurde. Wenn du möchtest, kannst du an dieser Stelle in die nachfolgende Frage zur Selbstreflexion einsteigen und sie für dich selbst beantworten.

Tipp: Am besten schnappst du dir einen Zettel und einen Stift (auch das hat Wirkung) und schreibst auf, was dir dazu einfällt. Bleibe dabei achtsam mit den Gedanken und Gefühlen, die in dir aufkommen und bewerte nicht. Vergiss nicht, du hast Gedanken und Gefühle, bist diese aber nicht. Bleibe im „Beobachter-Modus“ und verzichte auf Bewertungen wie beispielsweise „Das ist aber gut/schlecht/gemein/böse/dumm etc.“. Werde dir bewusst in Momenten, in welchen du in den Widerstand gehst. Einfach nur beobachten, wahrnehmen… 

Reflexion

Wie ist in meinem Elternhaus mit Konflikten umgegangen worden?


Nimm dir einen Moment Zeit. Du tust das für dich – nur für dich. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwergängig persönliche Reflexion manchmal erscheint und wie träge und demotiviert ich dann auf einmal sein kann… Doch ich habe dabei immer die Erfahrung gemacht, dass ich im Nachgang mehr Klarheit und Bewusstheit über die Dinge (und mich selbst) erlangen konnte und sich der Aufwand rentiert. Es waren hauptsächlich diese Art von Erkenntnissen, die mich in meinem Leben wirklich weiter gebracht haben…

Wenn du dann soweit bist, kannst du dir einmal überlegen, in welchen der nachfolgenden 5 Konfliktstilen du dich selbst eher „beheimatet“ siehst. Natürlich können sich auch Mischformen ergeben oder aber auch situationsbedingte Unterschiede („zu Hause bin ich eher so und in der Arbeit bin ich eher so…“). Tendenziell ist jedoch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich ein Stil bei dir mehr als die anderen verdeutlicht. Folgendes Schaubild kann dir als Unterstützung dienen: 

Erstaunlich fand ich damals die Erkenntnis, dass es neben einem Kompromiss, wo beide Seiten gleichermaßen verlieren und gewinnen, so etwas wie eine Kooperation, einen Konsens, gibt (grüner Bereich). „Konsens? Was ist das?“, dachte ich mir damals. Für mich als das damals eher im roten Bereich unten rechts angesiedelte rücksichtslose „Karriere-Biest“ im beruflichen Kontext (oder privat als die sogenannte eckelhafte „Furie“…) ein absolutes Fremdwort. Im Hinblick auf das, was ich aus meinem damaligen Elternhaus in meiner Kindheit über Konflikte gelernt habe, kein Wunder: Eine Autorität als „Übermacht“ (Vater), alle anderen haben sich unterzuordnen. Jahrzehnte später habe ich diese Aspekte in meinem Leben einfach übernommen. Die Stimme meines Vaters wurde zu meiner eigenen...

Heute – durch den Weg der Achtsamkeit – ist mein oberstes Ziel der Konsens. Hierfür ist es notwendig, sich empathisch (einfühlend) auf mich selbst und mein Gegenüber einzulassen. Unsere Bedürfnisse wirklich zu verstehen und mich dabei immer wieder an einen meiner absoluten Lieblingssprüche zu erinnern:

"Verstehen heißt nicht, einverstanden sein."


Ein Beispiel:
Ein Paar führt eine hitzige Diskussion. Sie kann überhaupt nicht verstehen, wieso er dauernd mit dem Rad unterwegs ist und sich aus ihrer Sicht ziellos einen abstrampelt. Andererseits hat er absolut kein Verständnis dafür, warum sie sonntags stundenlang ein Vollbad nimmt, und zwar so lange, bis ihr eigentlich schon Flossen wachsen müssten – denkt er kopfschüttelnd. Die beiden beginnen, sich (nach GfK) auf der Bedürfnisebene zu unterhalten. „Worum geht es dir wirklich“? – ist eine der mächtigsten und wirkungsvollsten Fragen, um das Gespräch gezielt von der sachlichen auf die emotionale bzw. bedürfnisorientierte Ebene zu verlagern. Nach kurzer Zeit stellen beide fest, dass das Radfahren bzw. das Vollbad für beide zur Befriedigung des Bedürfnisses nach Entspannung dient. Auf einmal stellt sich eine gewisse Harmonie zwischen den Beiden ein. Sie fühlen sich wieder miteinander verbunden, da sie erkannt haben, dass sie das Bedürfnis nach Entspannung im Grunde teilen, es ihnen beiden sehr wichtig ist. Der einzige Unterschied ist in der Art und Weise bzw. der Strategie, wie sie jeweils zur Entspannung gelangen. Ab sofort spürt das Paar ein tiefes Verständnis jedes Mal dann, wenn der andere seiner Strategie nachgeht, um sich zu entspannen.

Die Strategie im außen verliert an Gewichtung, da die Bedürfnisse im innen für jeden Menschen nachvollziehbar sind und somit wirkliches Verständnis und eine emotionale Verbindung geschaffen werden kann. Für jeden Menschen? Ja! Oder findest du aus der nachfolgenden Liste an Bedürfnissen eines, welches du überhaupt nicht erfüllt haben möchtest? 
 

Beispiele für Bedürfnisse

  • Sicherheit
  • Verbundenheit
  • Effizienz
  • Klarheit
  • Freiheit / Autonomie
  • Entspannung
  • Spaß
  • Abenteuer
  • Gerechtigkeit
  • Wertschätzung
  • Dazugehören
  • Leichtigkeit
  • Schönheit
  • Unterstützung
  • Beitragen
  • … 


 

Das bedeutet, dass Bedürfnisse universal sind. Das heißt, alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse. Der Unterschied liegt lediglich in deren Priorisierung und der Strategie, mit welcher sie erfüllt werden. Konflikte entstehen meistens auf der Ebene der Priorisierung und/oder der Strategie. Im obigen Beispiel war der Konflikt eher aufgrund der unterschiedlichen Strategie der Frau bzw. des Mannes, um zur Entspannung zu gelangen.

In einem anderen Szenario, in welchem die Priorisierung unterschiedlich gehandhabt wird, könnte es beispielsweise auch der Fall sein, dass ihm das Bedürfnis nach Entspannung wesentlich wichtiger ist als ihr – sie sich jedoch mehr Verbundenheit, mehr gemeinsame Zeit mit ihm wünscht. Dieses Bedürfnis wiederum kollidiert mit seinem Bedürfnis nach Freiheit und Autonomie. Ich kenne viele Paare, bei welchen genau dieser Konflikt (Freiheit vs. Verbundenheit) auftritt. Auch hier gibt es Lösungen und es können dabei wunderschöne Ansätze für einen „gemeinsamen Nenner“, einen Konsens, entstehen.

Darüber hinaus kann durch eine achtsam gelebte Partnerschaft auch Persönlichkeitsentwicklung stattfinden, denn es gibt immer Ursachen, warum einem manche Bedürfnisse „überwichtig“ sind und man stark an ihnen festhält, sie dauernd im außen ersucht und sogar gar ein Mangel aufweist. Hier könnte die Frau innerhalb eines konstruktiven und bewussten Gesprächs mit ihrem Mann lernen, was die Vorzüge von Freiheit und Autonomie („auch mal was für sich machen“) sind und auf der anderen Seite könnte er sich einmal bewusst auf ein „WIReinlassen und wirklich mit Herz dabei sein, wenn er mit seiner Frau etwas unternimmt. Die von ihr so sehr ersehnte Quantity an Time hat auf einmal die Chance, zur Quality-Time zu werden und die Zeit die die zwei miteinander verbringen, „reicht“ ihr endlich. Sie lässt ihn frei und er hat plötzlich überhaupt nicht mehr den Drang, Stunden über Stunden auf dem Fahrrad zu verbringen...

Und so können über achtsame und bewusste Kommunikation Potentiale entdeckt und gehoben werden, die nachhaltig und effizient zwischenmenschliche Beziehungen klären, sowohl im beruflichen Kontext als auch im privaten Bereich. Doch am Ende ist der größte Gewinn der, dass man nach etwas Übung mehr und mehr bei sich selbst ankommt. Durch die Notwendigkeit, sich mit seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen auseinander zu setzen, wird der Kontakt nach innen wieder mehr gestärkt und wir spüren auch wieder mehr unsere Körper. Dies hat zur Folge, dass wir viel präsenter im Auftreten sind – wir sind mehr im Hier & Jetzt. Zerstreutheit, Unkonzentriertheit, Ängste und konditionierte Kurzschlussreaktionen sind im Hier & Jetzt Geschichte. Im Hier & Jetzt ist ein bewusstes Erleben von Kommunikation möglich – jenseits von Gedanken-, Verhaltens- und Reaktionsmustern, die sich im Laufe der Zeit so eingeschlichen und gefestigt haben.

Stell dir einmal vor, du bist während der Kommunikation mit einer anderen Person vollkommen klar und präsent. Vollkommen bei dir, mit dir selbst verbunden. Es wird das gesprochen, was wirklich wichtig ist. Dein eigenes Wesen und das deines Gegenübers wird wirklich gesehen und gehört. Es findet ein Blickkontakt statt, der bis tief in die Welt der Seele blicken lässt – und manchmal scheint es dir, du erkennst dich selbst im anderen…

Es lohnt sich also wirklich, sich mit der Bewussten Kommunikation einmal mehr zu befassen. Sie kann ein großer Türöffner für deine persönliche Entwicklung sein, der Rest (z. B. mehr Bewusstheit und Klarheit, eine stabile Präsenz) kommt dann von ganz von allein.

Es ist eine Entscheidung entfernt:

Deine.


Viel Spaß beim bewussten und Kommunizieren und einen tollen Sommerurlaub! 😊. << 
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*Zum Thema Herzensverbindung: Um die Leitung zwischen Herz und Verstand wieder aufzubauen und zu stärken, wieder mehr in Kontakt mit deinem Herzen und deinem ganzen Körper zu kommen, eignet sich beispielsweise Meditation als Tool auch sehr gut. Ab Oktober findet wieder jeden Montagabend von 19:00 bis 20:30 Uhr meine Meditations-Gruppe "Montagsherz" statt. Probiere es gerne einmal aus und schau vorbei – Anfänger sind jederzeit herzlich willkommen.

In Liebe eure

· ♦ · • ♥ Natalie  ♥ • · ♦ ·