DeepTalk 

Partnerschaft als Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung

März 2023


Hi ihr Lieben,

am Ende meines letzten DeepTalk-Beitrags bin ich darauf eingegangen, wie sich ein geheiltes und befreites inneres Kind auf unsere zwischenmenschlichen Begegnungen auswirken kann. Vor allem die Lebensthemen Lebensfreude, Lust, Genuss, Kreativität und Sinnlichkeit, aber auch Schuld und Scham stehen in Bezug zu unserem inneren Kind. Jener Persönlichkeitsanteil in uns, der alle Erfahrungen aus unserer Kindheit abgespeichert hat. Er repräsentiert das Kind, das wir einmal waren - mit all seinen Schutzmechanismen und Schattenseiten

Vor allem, wenn wir getriggert werden, fallen wir heute als Erwachsene immer noch zurück in diese Kindheitsmuster – das nennt man Alters-Regression und es geschieht meist unbewusst. Am häufigsten tritt es auf, wenn die Person, welche den Trigger in uns ausgelöst hat, eine große Ähnlichkeit zu den damals wichtigen Bezugspersonen (vor allem Eltern, Geschwister, Lehrer) aufweist und sie uns noch dazu wichtig ist, sehr nahesteht oder wir gar emotional abhängig von ihr sind (Partner_in, beste/r Freund_in, Kind). Was viele nicht wissen ist, dass wir diese Trigger-Situationen für unsere Persönlichkeitsentwicklung nutzen können. Vor allem unsere Partner und Partnerinnen besitzen die unglaubliche Fähigkeit, uns alle möglichen Themen auf den unterschiedlichsten Ebenen zu spiegeln und unsere Triggerpunkte zu betätigen. Anstatt uns in die Opferhaltung zu begeben und einen Groll zu hegen, können wir unsere Energie umkehren und sie als Aufschwung für die Reflexions-Arbeit nutzen und dabei persönlich wachsen und innerlich klarer werden. Be the Alchemist baby!

Dieser DeepTalk-Artikel fokussiert sich auf Partnerschaft - aber auch, wenn ihr gerade keinen Partner oder keine Partnerin habt, schenkt er euch die Möglichkeit, eure vergangenen Partnerschaften einmal zu reflektieren, aus ihnen zu lernen und  darüber hinaus: Euch persönlich zu entwickeln.

Ich wünsche euch von Herzen viele tiefSINNigen Erkenntnisse und eine erfüllte Partnerschaft – vor allem mit euch selbst. Hinterlasst gerne wieder Likes und teilt eure Erfahrungen oder Fragen/Anmerkungen. <3

>>„Wir sehen die Welt so, wie wir sind.“ – ist ein bekannter Spruch, der besagt, dass wir unsere Wahrnehmung unbewusst nach dem filtern, was wir gelernt haben. Wie oben bereits erwähnt, sehen viele von uns ihren Partner oder ihre Partnerin mit einem Auge immer aus der Perspektive des Kindes, welches sie einmal waren. Dabei ist der Mensch, der uns da gegenübersteht, noch so viel mehr als das, was wir aufgrund unserer Prägungen von ihm wahrnehmen können. Im Grunde wäre es erfrischend und nützlich, den anderen regelmäßig – und wenn es nur für ein paar Augenblicke ist – so zu begegnen und zu beobachten bzw. wahrzunehmen, als hätte man ihn oder sie noch nie gesehen.

Selbst-Reflexion:

  • Wie leicht würde mir diese Übung fallen?


Je leichter es uns fällt, unseren Partner bzw. unsere Partnerin ohne Wertung so wahrzunehmen, wie er oder sie gerade einfach IST, desto weniger sind wir emotional voneinander co-abhängig oder mit ihm oder ihr „karmisch verstrickt“. Wenn wir diese Übung ausprobieren, unterziehen wir uns selbst einem Realitätscheck und werden schnell erfahren, was Sache ist und wo wir stehen. Wir könnten überrascht sein…

Wem diese Übung jedoch schwer fällt, der darf sich gerne einmal die Frage stellen, ob er oder sie ein eingebranntes und starres Bild von seinem Partner auf geistiger Ebene abgespeichert hat und darüber hinaus, warum das so sein könnte.

  • ​​​​​​​Gibt es da vielleicht noch ein paar unverarbeitete Themen und Anteile aus meiner Vergangenheit, die in mir noch immer nach Heilung / Erlösung suchen?


Darüber hinaus können die nachfolgenden Fragestellungen sehr aufschlussreich sein, um weitere wertvolle Details herauszufinden:

  • Ähnelt meine Partnerin meiner Mutter? Oder habe ich mir vielleicht genau das Gegenteil meiner Mutter als Partnerin ausgesucht?
  • Ähnelt mein Partner meinem Vater? Oder habe ich mir vielleicht genau das Gegenteil meines Vaters als Partner ausgesucht?
  • In welchen Situationen bringt mich mein Partner bzw. meine Partnerin zur Weißglut?
  • Was haben diese Situationen mit mir zu tun?


Zwei Beispiele:

1. Triggerthema:
„Ich fühle mich nicht gehört und gesehen, er ist mit der Aufmerksamkeit die ganze Zeit wo anders. Er liebt mich nicht...“
Reflexions-Fragen:

  • Höre und sehe ich mich selbst eigentlich, wenn ich mit meiner Aufmerksamkeit die ganze Zeit bei ihm bin?
  • Kann es sein, dass ich mich gegenüber jemand anderem genauso verhalte wie er?
  • Kenne ich dieses Verhalten von meinem Vater?


2. Triggerthema:
„Sie hackt die ganze Zeit auf mir herum, hat so hohe Erwartungen an mich. Sie nervt...“
Reflexions-Fragen:

  • In welchen Lebensbereichen hacke ich (in Gedanken) auf mir selbst herum und habe hohe Erwartungen an mich?
  • Kann es sein, dass ich mich gegenüber jemand anderem genauso verhalte, wie sie (z.B. gegenüber unseren Kindern)?
  • Kenne ich dieses Verhalten von meiner Mutter?


Wie wir sehen können, geht hier gleich ein ganzer Fragenkatalog auf, anhand dessen wir uns selbst reflektieren können – wenn wir denn wollen. Wieder kristallisiert sich auch beim Thema „Partnerschaft“ und „Persönlichkeitsentwicklung“ heraus, wie wichtig die folgende Fragestellung ist:

Was will ich überhaupt?

  • Will ich mich denn überhaupt persönlich entwickeln?
  • Wenn ja: Warum will ich das?
  • Wenn nein: Warum will ich das nicht?

  • Will ich meine Partnerschaft dafür nutzen, um mich persönlich zu entwickeln?
  • Wenn ja: Warum will ich das?
  • Wenn nein: Warum will ich das nicht? Und: Wie gehe ich ab sofort damit um, wenn mein Partner / meine Partnerin mich triggert, wenn wir einen Konflikt haben – ich mich hier aber persönlich nicht entwickeln möchte? Will ich diese Beziehung überhaupt? Wie will ich diese Beziehung eigentlich?


Spätestens jetzt fällt auf, wie sehr wir hier als Individuum mit all unserer Eigenverantwortung involviert sind. Gewiss, „es gehören immer zwei dazu“, aber aus einer energetischen Betrachtungsweise heraus wird ersichtlich, dass wir als Einzelne oder Einzelner das ganze „Spiel“ – also die Beziehung - beeinflussen. Und wisst ihr, das tun wir die ganze Zeit. Ob wir wollen, oder nicht. Ob bewusst oder unbewusst. Unsere Gedanken, Gefühle, Worte und Taten wirken sich zu jeder Sekunde auf unsere Beziehung und damit auf die Gedanken, Gefühle, Worte und Taten unseres Gegenübers aus.

Wenn ihr mich fragt, dann entscheide ich mich lieber bewusst für eine Richtung, anstatt meinen unbewussten Prägungen das Zepter in die Hand zu geben und somit die Fahrtrichtung nicht mehr mitbestimmen zu können, "es einfach laufen zu lassen", sozusagen... Ich möchte die Spielerin sein, nicht die Spielfigur.

Natürlich ist das nicht immer so einfach. Es geht ja auch nicht darum, perfekt oder immer bewusst zu sein. Es geht um den klaren Herzenswillen, die große Vision und die Energie, die ich bereit bin, hineinzugeben. Und das bezieht sich auf alle Lebensbereiche - nicht nur Partnerschaft.

Im Zweifelsfall hilft zur Orientierung auch folgender Leitsatz:

„Love it, change it or leave it.“ – Liebe es, verändere es oder verlasse es.

Übertragen auf unsere Partnerschaft würde das Folgendes bedeuten:

  • Liebe sie: Ich entscheide mich bewusst, diese Partnerschaft bedingungslos so anzunehmen und genau so zu lieben, wie sie ist.

  • Verändere sie: Ich entscheide mich bewusst, diese Partnerschaft zu verändern. Ich achte dabei darauf, dass ich mich selbst (meine Denk- und Verhaltensweisen, Re-/Aktionsmuster) verändere und beobachte, was passiert. Von meinem Partner erwarte / verlange ich nichts (das wäre wieder die Verantwortung ins außen abzugeben). Ggf. begebe ich mich hierfür in ein Coaching, um einen Perspektivwechsel zu erhalten.

  • Verlasse sie: Ich entscheide mich bewusst, aus dieser Partnerschaft auszutreten und sie loszulassen.

Es ist ratsam, wenn wir diesbezüglich unseren Partner oder unsere Partnerin zu einem Gespräch einladen, in welchem wir ihn oder sie in unsere Gedanken, Gefühle und Vorhaben einweihen. Idealerweise können wir dann gemeinsam die nächsten Schritte besprechen – und diese dann auch gemeinsam gehen. In welche Richtung auch immer. Vielleicht ist es ja eine Paartherapie (verändere), vielleicht aber auch die Beendigung unserer Beziehung (verlasse). Vielleicht stellen wir aber auch fest, dass wir alles so lassen wollen (liebe) - versprechen uns dann aber, unsere Unzufriedenheit und unseren Groll nicht mehr am Gegenüber auszulassen. Denn wir haben uns schließlich so entschieden... Ich persönlich würde hier jedoch nicht mehr von "love it" sprechen - für mich wäre es eher ein "accept it", was zu einem "adapt to it" führen würde. Das wiederum bedeutet, Abstriche machen zu müssen und mich mit weniger zufrieden zu stellen, als es sich mein Herz wünscht. Bewusst würde ich mich nie mehr so entscheiden. Dennoch gab es auch einmal eine Version von mir, die das erfahren musste, weil sie nicht anders konnte.

Zurück zum Thema: Wenn das Gegenüber sich jedoch nicht auf ein solches Gespräch einlassen will oder wir während dem Gespräch feststellen, dass wir unterschiedliche Vorstellungen haben (z.B. wir wollen uns entwickeln, unser Gegenüber aber nicht), oder wenn das Gespräch emotional hochkocht und wir uns im Kreis drehen:

Bleibe in der Eigenverantwortung – du kannst das.

Hier habe ich noch ein paar weitere nützliche Tipps für euch:

  • Gebe deine Kraft nicht ins außen ab: Du kannst dich auch alleine verändern und das ganze Spiel drehen. Vielleicht wirst du die Beziehung nicht retten können (das ist auch gar nicht deine Aufgabe), aber vielleicht wird es dir nach etwas Persönlichkeitsentwicklung leichter fallen, sie loszulassen.

  • Pausen: Veranlasse bewusst Gesprächspausen, vor allem, wenn die Emotionen hochkochen. Verlasse ggf. für eine bestimmte Zeit den Raum (mit Ankündigung).

  • Gebe dir Zeit: Rom ist auch nicht an einem Tag entstanden. Jeder Moment gibt dir die Möglichkeit aufs Neue, das zu tun, was du wirklich willst. Erlaube dir also Fehler und verurteile dich nicht. Erwarte nicht von dir, alles sofort auflösen zu müssen und sofort eine wahrnehmbare Veränderung in deiner Beziehung bewirken zu müssen. Hole dir ggf. Unterstützung von neutralen Personen (z.B. Freunde, die an deiner Entwicklung interessiert sind oder einen Coach. Familienangehörige oder auch manche Freunde sind oftmals parteiisch und damit voreingenommen und eher keine große Hilfe – auch wenn sie es natürlich nur gut meinen).

  • ICH-Botschaften: Bleibe immer bei dir (--> Gewaltfreie Kommunikation (GfK): Buchtipp (Amazon-Link)) <<


Ich hoffe, ich konnte euch in diesem DeepTalk einige hilfreiche und durchaus nützliche Anregungen mit auf euren Weg geben.

Bleibt in der Eigenverantwortung, trefft bewusst eure Entscheidungen und sorgt liebevoll und achtsam für euch.

Seid es euch von Herzen wert.

In Liebe eure

· ♦ · • ♥ Natalie  ♥ • · ♦ ·